Wiedermal in den tiefsten Winkeln Youtubes unterwegs, die wohlbekannte prokrastinatorische Beklommenheit im Nacken, stieß ich auf ein grandios-geniales Video über die Geschichte der Welt.
Doch Moment… Wieso ist die Erde dort als glühende Kugel abgebildet? Eine Kollision? Und dann plötzlich… der Mond! Erschrocken stellte ich fest, dass ich überhaupt keinen Schimmer darüber hatte, wie der Mond entstand – natürlich handelt es sich hierbei auch um Informationen, deren Inhalt für die Prüfung, die ihn wenigen Tagen stattfinden sollte, komplett irrelevant war. Deshalb musste ich auch unbedingt mehr darüber erfahren. Da der Künstler im Video viel zu schnell für mein überlastetes Hirn war, würde wohl eine intensivere Google-Suche für meinen Wissensdurst nötig sein.
Die Beziehung zwischen Erde und Mond scheint eine besonders innige zu sein. Im Zuge der Apollo-Mission zwischen 1969 und 1972 gelang es Astronauten, Mondgestein zurück in ihre terrestrische Heimat zu bringen. Ziel war es, die Souvenirs in den folgenden Jahren zu untersuchen, in der Hoffnung die mond-verliebte Menschheit über ihren Lieblingssatelliten und seinen Ursprung aufzuklären.
Darauf folgten Entdeckungen, welche weltweit Staunen auslösten. Isotopenanalysen der Gesteinsproben zeigten, dass Mond und Erde viel mehr gemeinsam hatten, als anfangs gedacht – sie schienen nämlich die gleiche geochemische Zusammensetzung zu haben. Verwundert kratzte sich bei dieser Entdeckung so manch ein Physiker den Kopf – denn bis dato lautete der Konsens, dass Erde und Mond zwei „unterschiedliche“ Planeten und daher auch aus variabler Materie zusammengesetzt seien. Inzwischen wird eine Ähnlichkeit von 80 Prozent geschätzt. Eine solch übereinstimmende geochemische Beschaffenheit zweier Planeten ist im Weltall höchst unwahrscheinlich. Hinter dieser Analogie muss sich also eine andere Ursache verbergen.
Um das Geheimnis zu lüften, entstanden anschließend mehrere Modelle. Brilliante Köpfe der Astrophysik, sowie deren treue Computer, versuchten alle Kuriositäten von Erde und Mond miteinzubeziehen. Ein weiteres, besonderes Merkmal findet sich in den Kernen beider Planeten. Der Eisenkern des Mondes ist verhältnismäßig klein, während der Eisenkern der Erde überaus groß ist.
Aufgrund fehlender Evidenz erweist es sich als schwierig diese Modelle zur Gänze zu belegen. Ein Modell ist bisher am Weitesten akzeptiert, und stellt auch eine Basis für weitere Modelle dar – die Kollisionstheorie (Giant-Impact Hypothesis).
Vor ungefähr 4,5 Milliarden Jahren soll es zu einem Zusammenstoß der jungen Erde mit einem Mars-ähnlichen Protoplaneten, auch Theia genannt, gekommen sein. Es wird vermutet, dass der Erdmantel zu diesem Zeitpunkt aufgrund vulkanischer Aktivität aus flüssigem Magma bestanden hatte. Theia überlebte die Kollision nicht als Ganzes – der Planet zertrümmerte an der Oberfläche der Erde. Gleichzeitig soll beim Zusammenprall – aufgrund der flüssigen Beschaffenheit des Erdmantels – Magma in den Orbit gespritzt worden sein, wo es sich mit den Trümmern Theias vermischte. Beim Zusammenstoß soll sich der Eisenkern des Protoplanets mit dem der Erde vermengt haben, was die divergierenden Größen der Kerne erklären würde.
Die traurigen Trümmer Theias und manteligen Magmabestandteile umkreisten die Erde, ähnlich wie die berühmten Gesteinsringe Saturns. Nach hundert Jahren soll die Materie angefangen haben zu akkretieren, also zu einem größeren Himmelskörper zu kompaktieren. Im weiteren zeitlichen Verlauf verdichtete sich das Gemenge immer mehr, bis daraus der Mond entstand, dessen melancholischer Schein nach dem Verblühen der Sonne unsere Welt in silber tüncht.
Bonus: Anfangs, so wird postuliert, soll der Mond mit 60.000 Kilometern Entfernung noch sehr nah an der Erde gewesen sein. Heute beträgt die Entfernung durchschnittlich 384.400 Kilometer. Der liebliche Begleiter, welcher die Welt der terrestrischen Nachteulen beleuchtet, entfernt sich pro Jahr circa 3,8 Zentimeter von uns, und wird somit immer kleiner am tuschefarbenen Himmel zu sehen sein.