„Junge Menschen lesen nicht mehr!“ – Wahrheit oder Mythos?

von Sarah Waltl
Lesezeit: 3 min
„Junge Menschen lesen nicht mehr!“ „Sie hängen lieber den ganzen Tag an ihren Smartphones, anstatt ein Buch in die Hand zu nehmen.“ – Das sind Aussagen, die jungen Menschen heutzutage immer wieder an den Kopf geworfen werden. Stimmt das?

Egal ob in diversen Artikeln, Fernsehbeiträgen oder beim Familientreffen, jungen Menschen wird vor allem von älteren Personen immer wieder der Vorwurf gemacht, dass sie keine Bücher mehr lesen. Aber wie sieht es im echten Leben aus? Diese Frage hat uns Aleksandra, eine junge Buchhändlerin aus einer örtlichen Buchhandlung, beantwortet.

Der Wandel im Buchmarkt

„Gelesen wurde schon immer. Die Frage war viel eher, ob das, was junge Menschen lesen wollten, auch angeboten wurde“, so Aleksandra. Laut einer Statistik aus Deutschland hat sich das Leseverhalten von jungen Menschen in den Jahren 2021 bis 2023 verändert. Die Zahlen der regelmäßigen Leser:innen (die täglich bis mehrmals pro Woche lesen) sind in den vergangenen Jahren gestiegen.  Auch Aleksandra bestätigt: Immer mehr junge Menschen kommen zu ihr in die Buchhandlung, um Bücher zu kaufen. Zusätzlich bestellt die jüngere Generation viel online. Außerdem sind auch E-Books in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Das kann ein Grund sein, warum den jungen Menschen so oft vorgeworfen wird, dass sie nicht mehr lesen. Aber nur weil sie primär keine Printbücher konsumieren, bedeutet das nicht, dass sie nicht lesen.

Der Markt hat sich in den letzten Jahren gewandelt.  „Das Spannende hier ist eigentlich, dass der Buchmarkt das Angebot für junge Menschen und deren Lesegeschmack in den letzten Jahrzehnten laufend erweitert hat. Für junge Erwachsene hat sich dann das Angebot mittels ‘New Adult’ in den letzten Jahren deutlich vergrößert. Bevor Verlagshäuser das Angebot aber erweiterten, gab es auch schon viele Leser:innen. Diese haben sich dann aber auf Fanfiction-Seiten oder Plattformen wie Wattpad befunden. Wo früher junge Erwachsene eventuell im Internet Lesestoff gefunden haben, werden sie jetzt auch in Buchhandlungen fündig“, wie Aleksandra erklärt. Das Angebot wird immer weiter vergrößert und somit können immer mehr Menschen im Allgemeinen angesprochen werden können.

Der Einfluss von „BookTok“, „Bookstagram“ und Co.

Geläufige Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok nehmen immer mehr Einfluss auf die Buchszene. Auf „BookTok“ und „Bookstagram“ findet die Lese-Community auf den verschiedenen Plattformen ein Zuhause. Diese Entwicklungen hat Aleksandra auch im Buchhandel bemerkt: „Früher hat der Markt viel mitbestimmt, was herausgebracht und verkauft wird. Nun können durch diese neue Öffentlichkeit auch die Leser:innen indirekt mitbestimmen. Man merkt, welche Bücher viel auf den sozialen Medien besprochen werden und dementsprechend auch sehr nachgefragt sind. Da passt sich der Literaturbetrieb der Nachfrage an und die Nachfrage ist da.“ Auf TikTok und Instagram werden Bücher rezensiert, beworben und verbreitet. Es gibt sogar sogenannte „Bookfluencer“, deren gesamter Content aus Buchthemen besteht.

Die Aussage „Junge Menschen lesen nicht mehr!“ ist nicht wahr. Junge Menschen lesen heutzutage sogar recht viel und es werden immer mehr Leser:innen. Nur die Kontexte und Formate haben sich verändert, ebenso wie der Buchmarkt und das Angebot. Ein Mythos also.

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