Der Name „Feng Shui“ bezieht sich auf die Elemente und ihre harmonische Anordnung und bedeutet übersetzt „Wind und Wasser“. Ursprünglich war Feng Shui ein einfaches und pragmatisches System vielfältiger Ratschläge für das Leben auf dem Land und in der Stadt. Dabei handelte es sich um eine Mischung aus überliefertem handwerklichen Wissen, Astrologie und traditionellen medizinischen Praktiken. In erster Linie ging es darum, die Natur zu verstehen und in der Lage zu sein, sie vorherzusagen, um zu überleben.
Feng Shui war lange Zeit nur eine Kunst der chinesischen Kaiser. Das Naturverständnis gab ihnen nach ihrer Auffassung große Macht. Aus diesem Grund hielten sie die Praxis des Feng Shui streng geheim. Im Volk wurde Feng Shui erst in den ersten Jahrhunderten nach Christus populär. Bauern richteten ihre Felder nach Feng Shui aus, Kaufleute bestimmten ihre Routen oder Termine danach und auch die Architektur wandte die Praktiken beim Bau von Palästen, Grabmälern und Gärten an.
Der Fluss des „Qi“
Seit über 3000 Jahren wird die Lehre des Feng Shui praktiziert. Im Feng Shui geht es um das Erkennen und Nutzen des vermeintlich allgegenwärtigen Flusses von Qi oder auch Chi. Qi ist die universelle Lebenskraft, die Mensch, Natur und Kosmos miteinander verbindet.
Nach altchinesischer Vorstellung wird unser Leben von Energien beeinflusst. Die Lehre des Feng Shui geht davon aus, dass das gesamte Universum von Energielinien durchzogen ist. Sie sollen durch Feng Shui gelenkt und für uns nutzbar gemacht werden. In Häusern und Landschaften geht es darum, den Fluss des Qi zu erkennen und Räume oder Flächen entsprechend zu gestalten.
Einrichten mit Hilfe von Feng Shui
Feng Shui, wie wir es in der westlichen Welt kennen, ist eine verwässerte Version des Feng Shui der (alten) Chinesen. Das klassische Feng Shui ist eine komplexe und tiefgründige Erfahrungslehre, die verschiedene Methoden kombiniert. Praktiken wie die optimale Ausrichtung von Gräbern wurden nicht in die westliche Kultur übernommen. Feng Shui dient uns in erster Linie nur dazu, unseren Lebensraum zu optimieren. In der Architektur findet Feng Shui seit einigen Jahren Anwendung, wenn auch nur vereinzelt.
Um den Qi-Fluss in Räumen zu harmonisieren, sollen Yin und Yang, die dualen Kräfte der Natur, durch die bewusste Platzierung von Möbeln und Gegenständen ins Gleichgewicht gebracht werden. Dabei sollen die fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser harmonisch integriert werden. Zentrales Hilfsmittel im Feng Shui ist der Bagua-Kompass, der den Raum mit Lebensbereichen wie Gesundheit, Wohlstand und Karriere verbindet. Weitere wichtige Aspekte, um den Energiefluss zu optimieren und positive Effekte zu erzielen, sind Ordnung, Sauberkeit und eine offene, einladende Gestaltung des Eingangsbereichs.
Ist Feng Shui wirksam?
Wissenschaftlich gesehen ist nicht erwiesen, dass Feng Shui wirkt. Der Fluss des Qi ist ein metaphysisches Konzept und durch die Wissenschaft nicht direkt messbar. Aus diesem Grund wird die Lehre des Feng Shui im Westen als Pseudowissenschaft angesehen.
Dennoch berichten viele Menschen über positive Auswirkungen. Diese Wirkungen könnten einerseits eine Folge des Placebo-Effekts sein: Wenn eine Person fest an Feng Shui glaubt, kann ihre positive Einstellung und die damit verbundene Erwartungshaltung ihr Wohlbefinden verbessern – auch, wenn keine objektiv messbare Veränderung eintritt. Darüber hinaus schafft Feng Shui aber auch ein ordentliches Raumklima, was sich positiv auf den Menschen auswirken kann. Studien haben gezeigt, dass eine geordnete Umgebung die Produktivität fördert und das Wohlbefinden verbessert. Auch wenn diese Effekte nicht spezifisch für Feng Shui sind, können die Praktiken indirekt zu diesen Effekten führen.
Solange es glücklich macht
Ob eine Raumausrichtung nach strikten Feng-Shui-Methoden sinnvoll ist und wirklich den „Energiefluss“ kanalisiert, ist aus wissenschaftlicher Sicht fraglich. Der persönliche Glaube spielt aber eine große Rolle. Außerdem kann ein bewussterer Zugang zu Einrichtung und Ordnung im Allgemeinen positive psychologische Effekte erzielen und das Zuhause zum Wohlfühlort machen. Wie immer gilt: Alles ist erlaubt, was glücklich macht.
