Für- & Wider-Spruch: Kinder – Klimaschänder oder Sündenbock?

von Laura Klemm
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Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, child-free zu leben. Spricht heutzutage noch was fürs Kinderkriegen?

Sind sie die Mühe wert?

von Nadine Schmidhammer

„Darf ich schauen?“ Und schon lugt ein neugieriges Gesicht in den mit Deckchen vollgestopften Kinderwagen, in dem das kleine, schreiende Gräuel liegt. Herzallerliebst. Denkt sich aber auch nur die Fremde. Der Mutter sind schlaflose Nächte, vollgekotzte Kleidung und die Geldsorgen – der kleine Scheißer wächst schließlich so rasant, dass er alle zwei Tage neu eingekleidet werden muss – ins Gesicht geschrieben. Lohnt sich das wirklich?

Sobald das Baby das Licht der Welt erblickt, wobei unter Licht der Welt hier eine gigantische Neonleuchte im steril eingerichteten Kreißsaal zu verstehen ist, hört das Leben der Mutter auf. Blutend und mit vom Dammriss schmerzverzerrtem Gesicht blinzelt sie in Richtung des noch verschmierten Zapplers, welcher erstaunt zurück glotzt. Von nun an wird sie ihr Leben vollkommen nach ihm ausrichten und sich selbst dabei allzu oft vergessen.

Was zudem auch noch vergessen wird, ist der Planet. Mir ist schleierhaft, wieso manch einer weiterhin fließbandmäßig Kinder produziert, während es ohnehin schon hinlänglich Klimaschänder gibt. „Die nächste Generation wird’s besser machen“, ruft ein schreihälsiger Weltverbesserer. Nein. Man kann Feuer nicht mit Feuer bekämpfen.

Wahnsinnig vor Glück

von Laura Klemm

Ungleichbehandlung, Rücksichtslosigkeit, lautstarke Telefonate in der Tram– pausenlos und alltäglich werden Geduld und Vernunft strapaziert, und die Nerven liegen blank. Trotzdem fühlt sich so manche:r am stärksten von Kindern gestört, Kinderhass und Adultismus sind salonfähig geworden. Wer beleidigen will, bezeichnet andere als kindisch. Im Jahr 2023 hasst der prototypische Misanthrop nicht alle Menschen gleich, sondern die Kleinsten am meisten.

Dabei stirbt die Geburt in Österreich – die Aussicht: Fachkräftemangel, Steuererhöhungen, Rente mit Siebzig. Als überzeugte Kapitalist:innen sollten wir schleunigst einen Blick auf die biologische Uhr werfen und uns mit vereinten Kräften der Familienplanung widmen. Denn nicht nur beweisen sich Kinder als Wirtschaftsretter in Superheldenmanier, auch so manche Beziehung hätte sich ohne Mini-Replikas schon längst in Rauch verflüchtigt. Die kleinen Kobolde sind Lebensinhalt, Glücksquelle und Goldschatz ihrer Eltern, deren Leben zukünftig nicht länger auf der Erde stattfindet: Stattdessen wischen, füttern und sorgen sie in einer nie gekannten Dimension von Glück.

Wer Pandemie, Klimawandel und Kriege als schlechteste Dauerwerbesendung für (werdende) Familien zum Anlass nimmt, der Geburtenrate beim Gang vor die Hunde weiter tatenlos zuzusehen, kapituliert vor der Zukunft. Und wer will schon verlieren? Daher: Füße an die Startblöcke, die Ohren spitzen, dem Startschuss lauschen. Auf die Plätze, fertig, los!

 

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