Social Businesses unterscheiden sich zu üblichen Unternehmen vor allem durch zwei Merkmale: Einerseits die Lösung sozialer Probleme, andererseits verzichten die Investoren auf spekulative Gewinne. Ein solches Social Business ist „Sindbad“.
Mit Hilfe eines Mentoring-Programms will Sindbad Innsbruck Jugendliche bei deren Entscheidungsfindung bezüglich des weiteren Bildungswegs unterstützen. Dazu werden den Schüler:innen für ein Jahr junge Erwachsene zur Seite gestellt. Ziel der Beziehung ist es, Perspektiven und Möglichkeiten außerhalb des gewohnten Umfelds aufzuzeigen, den Mentees „Mut zu machen und ihnen zu helfen, ihre Stärken und Interessen zu entdecken“, wie Geschäftsführerin Katharina Klingler betont.
Orientierung
Der Zugang zu Bildung und damit verbundene Zukunftschancen sind in Österreich ungleich verteilt. Bildung ist nach wie vor ein vererbbares Gut. So kommt es, dass die Entscheidungsfindung über den weiteren Bildungsweg in sozioökonomisch benachteiligte Familien meist überfordert. Um in der Fülle der Angebote an Ausbildungsmöglichkeiten den Überblick zu behalten, bedarf es intensiver Auseinandersetzung damit. Das kostet Zeit, die im Familienalltag oft nicht übrig ist. So kommt es, dass Kindern geraten wird, bei „gewohnten“, also den Eltern bekannten Berufen, zu bleiben.
Damit junge Menschen später unsere Gesellschaft und ihre Zukunft gestalten können, müssen wir ihnen die Möglichkeit geben, sich von vorhandenen Strukturen zu lösen. Für Klingler sei es wichtig, Jugendliche auf dem Weg zu eigenständigen Mitgliedern der Gesellschaft zu begleiten. „Das ist unser Ziel. Dafür steht Sindbad“, verdeutlicht Klingler.
Beziehung
Bei Sindbad steht dafür eine Zweierbeziehung im Fokus. Das Programm von Sindbad ist so konzipiert, dass ein:e Sindbad-Mentor:in eine:n Mentee an der Hand nimmt. Gekoppelt werden die beiden über den Zeitraum von einem Jahr. Gemeinsam wird versucht, Herausforderungen und Entscheidungen in jener Lebensphase der Jungendlichen zu meistern.
Sindbad ist es wichtig, dass die Beziehung zwischen Mentee:s und Mentor:innen auf Augenhöhe stattfindet. Es ist entscheidend, dass die Mentee:s bei den Treffen mit ihren Mentor:innen nicht das Gefühl haben, „als würden sie sich mit Oma und Opa, Mama, Papa oder Lehrer:in unterhalten“, unterstreicht Klingler. Damit Mentees und Mentor:innen eine freundschaftliche Beziehung zueinander aufbauen können, engagiert Sindbad junge Erwachsene zwischen 20 und 35 Jahren.
Perspektiven
Bei den Beziehungen zwischen den Mentee:s und Mentor:innen geht es um die individuelle Unterstützung der Jugendlichen. „Deren Potenziale und Interessen entdecken, darauf aufbauend verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten unter die Lupe nehmen, das ist Teil der Beziehung“, so Klingler. Die Erfahrungen der Mentor:innen, deren Netzwerke sowie das Netzwerk von Sindbad zeigen den Mentee:s Möglichkeiten außerhalb des Familienbundes auf. Durch den regelmäßigen Austausch und die mitgebrachte Expertise, soll der Horizont der Jugendlichen erweitert werden.
Nicht nur die Mentee:s profitieren von den Beziehungen. Die Mentor:innen übernehmen in dem Jahr große Verantwortung ihren Schützlingen gegenüber. Dadurch findet auch auf Seite der Mentor:innen eine Entwicklung der Persönlichkeit statt. Klingler ist davon überzeugt, dass „sich auch die Mentor:innen ihren Stärken und Schwächen bewusster werden und Führungsqualitäten entwickeln.“
Sindbad kommt nach Innsbruck
Das Social Business fand seinen Ursprung 2016 in Wien. Gegründet von drei ambitionierten Männern, denen es ein Anliegen war einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Nachdem sich Sindbad Wien etablieren konnte, kamen im Jahr 2018 die Standorte Graz und Niederösterreich Süd hinzu. Die beiden Geschäftsführer:innen Katharina Klingler und Luzia Hawthorne von Sindbad Innsbruck haben sich im Februar diesen Jahres dafür ausgesprochen, Sindbad auch nach Innsbruck zu holen. Im November 2020 fällt nun der Startschuss für die erste Staffel: Die ersten Paare werden gekoppelt und diese werden sich ein Jahr lang um die Zukunft der Jugendlichen kümmern.
Auf die Frage, was denn der wesentliche Unterschied von Sindbad zu schon bestehenden Orientierungsprogrammen für Jugendliche sei, antwortet Klingler entschlossen: „Sindbad garantiert Beziehungen, die dabei helfen, Chancen und Perspektiven aufzuzeigen.“
Weitere Informationen:
Foto oben (v.l.): Geschäftsführerinnen Katharina Klingler und Luzia Hawthorne.