Tirol liegt in den Alpen und ist vor allem für seine Skigebiete bekannt. Die Hauptstadt Innsbruck ist eine beliebte Studentenstadt und stellt einen Kontrast zu den ländlich geprägten Gegenden dar. Zwischen Stadt und Land gibt es einige Unterschiede. Beide Seiten haben Vor- und Nachteile, zum Beispiel in Bezug auf Lebensqualität, Freizeitmöglichkeiten und Mobilität. Menschen, die auf dem Land oder in der Stadt aufgewachsen sind, berichten von ihren Erfahrungen.
„Das Dorfleben ist einfach schön.“
Julia (23) ist in einem Dorf im Zillertal aufgewachsen. Sie erzählt: „Die ländliche Umgebung und die enge Familiengemeinschaft prägten meine Kindheit stark und haben mir ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit meiner Heimat gegeben.“ Simone (23), ebenso aus dem Zillertal, bestätigt: „Ich bin sehr gerne im Zillertal aufgewachsen. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen!“ Beide leben auch heute noch dort und wollen in Zukunft nicht wegziehen. „Ich fühle mich hier tief verwurzelt und möchte dieses Gefühl der Zugehörigkeit und Geborgenheit nicht aufgeben“, erklärt Julia.
Zu den Vorteilen des Landlebens zählen für beide die nahegelegenen Skigebiete, die Natur und das familiäre Dorfleben. Trotz der ruhigen Lage gibt es eine gut ausgebaute Infrastruktur mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und einem großen Freizeitangebot. Simone bringt es auf den Punkt: „Das Dorfleben ist einfach schön.“
Gleichzeitig gibt es aber auch Nachteile: zum Beispiel die große Entfernung zur nächstgelegenen Stadt. „Obwohl es viele Arbeitsplätze gibt, vor allem im Hotelgewerbe, müssen viele Bewohner des Tals in die Arbeit sowie zur weiterführenden Schule oder Universität pendeln. Was bei dem vielen Stau und Verkehr nicht sehr angenehm ist“, so Julia, und erwähnt in diesem Zusammenhang auch den vielen Tourismus.
„Innsbruck ist für mich die perfekte Mischung.“
„Ich bin sehr gerne in Innsbruck aufgewachsen. In der Stadt hatte ich immer das Gefühl, dass man mehr Möglichkeiten hat, wenn man beispielsweise etwas mit Freunden unternehmen möchte“, erklärt Valentina (20). Sie lebt seit der Volksschule direkt in Innsbruck. Anna (22) und Lisa (24) sind Schwestern, sie stammen aus dem Innsbrucker Stadtteil Amras. Lisa erzählt: „Ich bin gerne in Amras aufgewachsen, es ist nämlich nahe am Stadtrand und das gefällt mir besonders.“ Das bestätigt auch ihre Schwester. Die beiden Schwestern leben heute noch dort und planen auch nicht wegzuziehen. „Ich bin zufrieden damit, in Amras aufgewachsen zu sein. Als Kind war es toll: Ein bisschen Natur vor der Haustüre, aber trotzdem ist man in kurzer Zeit in der Innenstadt. Das finde ich auch heute noch super!“, so Lisa. Valentina lebt auch heute noch in Innsbruck: „Ich empfinde Innsbruck als die perfekte Mischung aus Stadt und Land. Dadurch, dass Innsbruck keine riesige Großstadt ist, hat man eigentlich immer die Möglichkeit, sich mit anderen zu vernetzen. Man darf aber auch einmal anonym durch die Straßen gehen, wenn man gerade keine Lust darauf hat, zu jedem Vorbeikommenden ‚Griaß di‘ zu sagen.“
Zu den Vorteilen zählen für alle drei Frauen die Infrastruktur, die in Innsbruck sehr gut ausgebaut ist. „Mit der Bahn oder dem Bus bin ich in 10 bis 15 Minuten in der Innenstadt“, erklärt Anna. Valentina kann sogar nach dem Feiern zu Fuß nach Hause gehen. Für sie war außerdem das Freizeitangebot, vor allem als Kind und Jugendliche, besonders toll. Ebenso wie die Unabhängigkeit, die sie durch die kurzen Wege bereits sehr früh hatte. Die beiden Schwestern schwärmen außerdem von der nahegelegenen Natur. Anna erläutert: „Man ist in nur wenigen Gehminuten im Wald, obwohl man ja eigentlich in einer Stadt wohnt.“
Insgesamt sehen alle drei das Leben in Innsbruck sehr positiv. Anna und Lisa sind sich sogar einig, dass es keine Nachteile gibt: Sie haben in Amras alles, was sie brauchen. Valentina nennt nur einen Nachteil: „Ich habe mich in der Stadt manchmal allein gefühlt. Im Dorf kennt man fast jeden und man grüßt sich herzlich, während man in der Stadt nur einer von vielen ist. Mir hat manchmal das Gefühl, Teil einer Community zu sein, gefehlt.“
Was bedeutet Heimat?
Eine schwierige Frage, die nur sehr subjektiv beantwortet werden kann. „Heimat bedeutet für mich, die Menschen um mich herum zu haben, die mir am wichtigsten sind. Dabei ist mir nicht so wichtig, ob das am Land oder in der Stadt stattfindet. Für mich sind nicht gewisse Orte oder Plätze meine Heimat. Es sind viel mehr die Leute, die ich damit verbinde. Die Oma, bei der ich den Sommer am Bauernhof verbracht habe, ist genauso meine Heimat wie die Freundin, mit der ich jeden Tag im gleichen Innenhof gespielt habe“, meint Valentina.
Anna antwortet so: „Für mich ist Heimat der Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Der Ort, an dem meine Liebsten sind, mit dem ich viele Erinnerungen teile, der mir ein warmes Gefühl vermittelt und wo ich mich immer wieder freue, zurückzukehren, auch wenn ich eine Weile nicht dort war.“ Simone beschreibt ihre Heimat so: „Familie, Geborgenheit, Berge, da fühle ich mich wohl!“
Sowohl die Stadt als auch das Land haben ihre Vor- und Nachteile. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, wo man sich wohl und geborgen fühlt. Dafür entscheidend sind oft eher persönliche Eindrücke und Erinnerungen als objektive Tatsachen. Denn: Heimat ist oft mehr als nur ein Ort. Manchmal ist es ein Gefühl, ein Mensch oder eine Erinnerung. Andrej Sinjawski sagte: „Heimat ist kein geographischer Begriff. Man trägt sie in sich selbst.“