Die österreichweite Kino-Flatrate

von Simon Riegler
Schlagwörter: Lesezeit: 4 min
Ab dem 9. März 2023 geht in Österreich mit dem nonstop Kinoabo eine Kinoflatrate an den Start, mit der Filmhungrige wieder stärker in die einheimischen Kinos gelockt werden sollen. Ein Kommentar.

Seit zwei Jahren werkeln die Kinoschaffenden des Landes im Geheimen an einer Kino-Flatrate. Zukunftsfähig und attraktiv soll sie sein, und günstig. Herausgekommen ist nun das nonstop Kinoabo. Am 9. März 2023 wird es an den Start gehen und allen Interessierten für 24 Euro im Monat (22 Euro für alle unter 26) die Möglichkeit verschaffen, in den teilnehmenden Kinos des Landes so viele Filme zu konsumieren, wie man möchte. Preislich muss sich dieses Angebot also schon mal nicht verstecken, bietet es doch voraussichtlich Zugang zu einer Großzahl an aktuellen Blockbustern und kleinen Kinofilmen. Das Abo selbst hat eine Mindestlaufzeit von acht Monaten (vier für alle unter 26). Eine schnelle Kündigung wie bei Netflix wird somit bereits vorweg unterbunden.

Die gelegentlichen Kinogänger:innen, die im Jahr nur zwei bis drei große Blockbuster konsumieren, werden dieses neue Abo wohl kaum ausreizen. Bei einem Preis von mindestens 22 Euro sollte man schon zumindest zwei- bis dreimal im Monat in den einheimischen Kinosälen Platz nehmen. Hochgerechnet aufs Jahr wären das dann schon gut 25 Filme, denen man seine Aufmerksamkeit schenken sollte, um das Abo auch annähernd auszukosten. Für den/die Filmliebhaber:in wahrscheinlich kein Problem.

Foto: Pexels

18 Kinos nehmen zum Start am nonstop Kinoabo teil.

 

Thomas Pacher, Geschäftsführer des Cinematograph-Leokino und Vorstand des nonstop-Kinovereins, zeigt sich erfreut über dieses neu geschaffene Angebot: „Mit dem nonstop Kinoabo rücken wir das Kino als sozialen Ort wieder in den Mittelpunkt. Im Kino kann ich auf ein Date gehen und mich wieder wie ein Teenager fühlen, mich alleine oder mit Freunden nach einem langen Arbeitstag belohnen und nachher noch ein Bier oder zwei zur ‘Nachbesprechung’ trinken.“ Bei einem Preis von mindestens 22 Euro im Monat stellt sich unweigerlich die Frage, welche Zielgruppe mit dieser Flatrate angesprochen werden soll. Der/die spontane Kinobesucher:in wird wohl auch weiterhin zum regulären Kinoticket an der Kasse greifen.

Das Zielpublikum wird da wohl eher alle Kinoliebhaber:innen involvieren, die bereits jetzt dutzende Filme im Jahr konsumieren. Dies zeigt sich auch bei der Auswahl der 18 teilnehmenden Kinos. In Tirol wird vorerst nur das Cinematograph-Leokino inbegriffen sein. Am stärksten profitiert hier Wien mit ganzen zehn teilnehmenden Lichtspielhäusern. Mit Blick auf die Gesamtliste der Kinos lässt sich schnell feststellen, dass es sich überwiegend um Arthouse/Programmkinos handelt, Hollywood steht hier höchstens an zweiter Stelle. Große Kinoketten hingegen nehmen im Moment nicht am Angebot teil. Diese besitzen zumeist aber auch bereits eigene Angebote mit ähnlicher Vision. In der Presseausschreibung sprechen die Initator:innen des nonstop Kinoabos von einer Veränderung im „Kino-Gehen“. Über den Wandel des Kinos in Zeiten von Streaming und Pandemie hat UNIpress bereits in der Printausgabe Jänner 2022 mit Mario Hueber (dem Inhaber des Metropol Kino Innsbruck) gesprochen. Ergebnis des Gesprächs: Das Kino befindet sich stets im Wandel. In den letzten Jahren ist dabei vor allem ein Trend in Richtung Event-Charakter zu vernehmen.

Das Streaming als vermeintlich großer Konkurrent für das Kino wird hingegen als Ergänzung gesehen.

Aktuelle Untersuchungen belegen das: Häufig zieht es eher jene Menschen in die Kinos, die zu Hause auch die Vorteile des Streamings wertschätzen. In dieser neuen Rechnung zwischen „Blockbuster-Kinos“ und Streaming-Anbietern zieht das Arthouse-Kino zumeist den Kürzeren. Ein Handlungsbedarf ist sichtbar. Nicht zuletzt auch deshalb, da in den letzten Jahren vor allem kleinere Kinos häufig ihre Türen schließen mussten. Das nonstop Kinoabo kann hier eine mögliche Lösung anbieten.

Foto: Cineville

Eines der Vorreiter-Modelle für das nonstop Kinoabo.

 

Das nonstop Kinoabo ist nicht das erste seiner Art. In Holland gibt es seit bereits 13 Jahren das Projekt Cineville, welches sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Knapp 60.000 Abonennt:innen konnte dieses Angebot überzeugen und steht damit auch ein Stück weit als Exempel für den möglichen Erfolg eines solchen Modells in Österreich. Inwiefern sich die Kino-Flatrate hierzulande durchsetzen wird, muss sich erst noch zeigen. Ein Versuch, die Menschen wieder in die einheimischen Kinosäle zu locken und wenn möglich kleine Programmkinos vor ihrer Schließung zu retten, ist es allemal wert.

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