Am 13. März 2023 nahm US-Präsident Joe Biden seine Feder in die Hand und brach mit seiner Unterschrift zur Genehmigung des Willow-Projekts eines seiner einst entscheidenden Wahlversprechen zu Klima und Umwelt. Es ist eines größten Erdöl-Förderungsprojekte, seine Folgen sind fatal. Was kann man sich darunter vorstellen und warum wird es genau jetzt, am heißesten Punkt in unserer Klimakrise, angegangen?
Was ist das Willow-Projekt?
Das Willow-Projekt ist ein sehr umstrittener Plan zur Förderung von Erdölgewinnung im US-Bundesstaat Alaska. Gründer des Projekts ist der texanische Energiekonzern ConocoPhillips. Dieser beantragte ursprünglich fünf Bohrstellen. Genehmigt wurden nur drei, was die Situation aber nicht weniger drastisch macht. Zudem fallen auch noch alle dazu nötigen Straßen und Pipelines an.
Bereits 2020 wurde das Projekt einmal vorgeschlagen und wurde von der Trump-Regierung zunächst genehmigt. Nach dem Präsidentenwechsel folgte von Joe Biden vorerst die Ablehnung. An der noch unberührten Nordküste Alaskas sollen jetzt aber doch in den kommenden 30 Jahren bis zu 95 Milliarden Liter Erdöl aus dem Boden gepumpt werden, das entspricht 180.000 Barrel Öl pro Tag. Die Kosten belaufen sich auf rund 8 bis 10 Milliarden US-Dollar.
Wie rechtfertigt die US-Regierung dieses Projekt?
Wie kann ein Projekt in diesem Ausmaß, in einer Zeit, in der unser Erdthermometer unkontrolliert steigt, überhaupt genehmigt werden?
ConocoPhillips besitzt gültige Pachtverträge und ein damit gesetzlich verankertes Recht auf Bohrungen in der Region Alaska. Eine Kündigung dieser Pachtverträge würde unzählige Gerichtsprozesse nach sich ziehen, die hohe Strafen für die US-Regierung mit sich ziehen würden. Darauf folgte der Kompromiss beider Seiten: aus den ursprünglich fünf geplanten Bohrstellen wurden drei. Joe Bidens Regierung hat dem Projekt schließlich zugestimmt, weitere Öl- und Gas-Bohrungen im Arktischen Ozean aber untersagt. Dies reicht aber nicht aus. Diverse Umweltorganisationen und Aktivist:innen sind mit dieser Entscheidung unzufrieden und reichten Klagen ein. Ob diese aber Gehör finden, bleibt abzuwarten.
Die Vereinigten Staaten haben es sich schon länger zum Ziel gesetzt, unabhängiger von ausländischen Öl-Importen zu werden. Man würde mit diesem Projekt auch die inländische Wirtschaft ankurbeln. Das ist aber auch der einzige Vorteil, positive Auswirkungen für den Rest der Welt wird dieses Projekt eher mäßig mit sich bringen. Bis das Erdöl, das mit dem Willow-Projekt gewonnen wird, den Markt erreicht, würden noch Jahre verstreichen.
Zudem wird das Projekt laut ConocoPhillips während seiner Bauphase 2.500 Arbeitsplätze und langfristig 300 Arbeitsplätze schaffen. Dem US-Staat bringt das Projekt schmackhafte Summen in Milliardenhöhe durch Steuern und Lizenzgebühren, weshalb es auch in der Region Alaska recht herzlich begrüßt wird – vom Eisbären eher weniger.
Was bedeutet das für die Umwelt?
Die Folgen dieses Projektes für das Klima und die Umwelt? Desaströs. Schätzungsweise würden während der Laufzeit des Willow-Projekts 260 Millionen Tonnen CO2 in die Erdatmosphäre gestoßen werden.. Zum Vergleich: Ganz Österreich produziert die gleiche Menge in 3,5 Jahren. Auch das gefährliche Gas Methan wird bei der Durchführung des Projektes freigesetzt.
Die Infrastruktur rund um die Bohrungen und den Bau des dazugehörigen Systems minimieren den ohnehin massiv bedrohten Lebensraum der Tiere und der Pflanzen. Das Eis schwindet, Böden tauen auf, der Meeresspiegel steigt , Artensterben ist absehbar.
#stopthewillowproject – die Reaktionen auf Social Media
Wer in der heutigen Zeit auf Instagram, TikTok oder anderen sozialen Medien seine Zeit verstreichen lässt, weiß: Don’t mess with people on the internet!
Weltweit zeigen Menschen Courage und engagieren sich gegen dieses äußerst kontroverse Projekt zum Schutz der Umwelt und des Klimas. Unter dem Hashtag #stopthewillowproject wurden Millionen von Beiträgen und Videos von Aktivist:innen, Content-Creator:innen oder einfach nur wütenden Privatpersonen veröffentlicht, die schlichtweg dessen müde sind, die eigene Zukunft und die der Erde ständig in die Hände von Menschen legen zu müssen, die Profit über das Klima stellen. Weltweit gibt es viele Petitionen, die Unterschriften gegen dieses Projekt gesammelt. Eine große Petition gegen das Willow-Projekt findet ihr unter diesem Link: www.change.org
Aktuelles
Mittlerweile sind einige Monate vergangen, seitdem US-Präsident Joe Biden das Projekt genehmigt hat. Die Biden-Regierung gab bekannt, alle bestehenden Pachtverträge für Öl- und Gasbohrungen im Schutzgebiet für National Arctic Wildlife in Alaska, die von der Trump-Regierung verkauft wurden, aufzuheben. Somit werden Bohrungen auf 13 Millionen Hektar (das ist mehr als die Hälfte der nationalen Erdölreserve) verboten, wodurch ein neuer Streit mit den Republikanern über den Zugang zu fossilen Brennstoffen auf Bundesland angezettelt wurde. Die neuen Regulierungen haben jedoch keinen Einfluss auf das Willow-Projekt, das weiterhin bestehen bleibt. Das Projekt würde weiterhin mehr Vorteile mit sich bringen, laut Biden, um es doch nicht in die Tat umzusetzen. Klimaaktivist:innen weltweit fordern immer noch von der Biden-Regierung die vollständige Auflösung aller Pachtverträge für Öl- und Gasbohrung.
In welchem Ausmaß dieses Projekt stattfinden wird, zeigt die Zukunft. Auf 100 Prozent nachhaltige Energiegewinnung umzusteigen, sollte die größte Priorität sein.
Doch wehe dem, der Klima- und Artenschutz, eine noch lang bestehende Erde und das Wohl der Tiere und der Menschheit eintauscht gegen ein paar schwarze, klebrige Papierscheine.