Der Geruch von Kaffee war der Auslöser: Etwa 800 verschiedene Aromastoffe – von denen immer noch nicht alle genau definiert wurden – verführten mich zum ersten Schluck. Nur um von der Bitterkeit der Chlorogensäuren sowie des Koffeins wieder abgeschreckt zu werden…
Geschätzt werden diese Bestandteile wegen ihrer antioxidativen und wach machenden Wirkung. Doch wie funktioniert dieser Effekt eigentlich genau?
Koffein hat die gleiche Struktur wie Adenosin. Dieser Stoff wird besonders bei Energie verbrauchenden Prozessen in hohem Maß von den Zellen produziert und schützt das Gehirn vor Überanspruchung. Er blockiert nämlich die Ausschüttung von aktivierenden Botenstoffen und die Synthese von cAMP. Dadurch wird die Pulsfrequenz im Herz erhöht, der Bereitstellung von Zucker aus dem Zuckerspeicher der Leber beigewirkt und zur Calciumausschüttung als Teil der Muskelkontraktion beigetragen.
Konkurrenz zwischen Adenosin und Koffein
Wie bei dem Spiel „Reise nach Jerusalem“ konkurrieren Adenosin und Koffein um die gleichen Plätze, also Bindungsstellen im Gehirn. Koffein bindet an diese, ohne die Wirkung von Adenosin auszulösen. Das führt dazu, dass der Körper ohne Ermüdungserscheinungen weiterarbeiten kann. Besonders stark ist die Wirkung 30 Minuten nach der Einnahme.
Durch Koffein wird die Konzentration erhöht und das Erinnerungsvermögen gesteigert. Durch die Kontraktion der Meningealgefäße (Blutgefäße im Gehirn) wird die Durchblutung im Kopf verbessert und Kopfschmerzen gelindert. Dabei kann die Wirkung von Schmerztabletten unterstützt werden. Doch dieser Effekt hält nicht ewig: Nach etwa vier Stunden ist die Hälfte des Koffeins wieder abgebaut.
Bei regelmäßigem Kaffeekonsum produziert der Körper mehr Bindungsstellen für Adenosin, es kommen also wieder mehr Stühle ins Spiel. Adenosin kann wieder vermehrt binden und die Ermüdungserscheinungen treten wieder auf. Die Dosis an Koffein muss also erhöht werden, um noch eine wach machende Wirkung zu verspüren. Gleichzeitig ist die Zufuhr an Koffein auch notwendig, um überhaupt das normale Energielevel zu erreichen. Wir werden abhängig. Dem kann leicht entgegengewirkt werden, indem für eine Zeit aktiv auf Kaffee verzichtet oder der Konsum verringert wird. Auch die Wahl der Sorte ist entscheidend: So enthalten Robustabohnen deutlich mehr Koffein und Chlorogensäuren als der milde Arabica Kaffee.
Nicht mehr als 4 Tassen pro Tag
Generell gilt: die Dosis macht das Gift. Pro Tag empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit nicht mehr als 400 Milligramm Koffein (entspricht circa 4 Tassen Kaffee) zu sich zu nehmen.
Neben dem Effekt der Leistungssteigerung kann auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert werden. Durch die Stimulation der Nierenfunktion wird das Risiko für Gicht sowie Nieren und Gallensteine verringert. Depressionen kann entgegen gewirkt und der Effekt von Antidepressiva ab 60 mg Koffein pro Tag unterstützt werden.
Doch Kaffee hat auch Nebenwirkungen. Nach dem Bundesinstitut für Risikobewertung kann er bei manchen Menschen Angstzustände, Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen und Wahrnehmungsstörungen auslösen. Generell können die enthaltenen Bitterstoffe Magenschleimreizungen auslösen und die Aufnahme von Eisen verringern.
Letztendlich muss also jeder selbst entscheiden, ob er möchte, dass in seinem Kopf Reise nach Jerusalem gespielt wird. Wenn man auf seinen Körper hört, steht dem Kaffee in der Pause aber nichts mehr entgegen.