Surreal, verworren und doch nützlich: Was die Wissenschaft über unsere Träume weiß

von Sarah Embacher
Lesezeit: 2 min
Nach dem Aufwachen kommen uns unsere nächtlichen Träume oft seltsam, beängstigend oder vollkommen sinnentleert vor. Die Neurowissenschaft hat die Funktion unserer nächtlichen Erlebnisse entschlüsselt – zumindest teilweise.

Besonders wichtig für das Verständnis von Träumen ist die Erforschung des REM-Schlafs, einer Phase des Schlafes, die durch schnelle Augenbewegungen (Rapid Eye Movement) gekennzeichnet ist. Während des REM-Schlafs sind unsere Gehirnaktivität und Herzfrequenz erhöht, ähnlich wie im Wachzustand. Diese Phase ist eng mit intensiven Träumen verbunden, in denen wir oft bizarre und surreale Erlebnisse haben.

Neurowissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass während des REM-Schlafs bestimmte Bereiche unseres Gehirns besonders aktiv sind, darunter der präfrontale Kortex, der für komplexe Denkprozesse und Emotionen verantwortlich ist. Gleichzeitig sind die Regionen, die für rationale Entscheidungsfindung und Selbstkontrolle zuständig sind, während dieser Phase weniger aktiv. Dies könnte erklären, warum Träume oft so unlogisch erscheinen und wir Dinge tun, die im Wachzustand undenkbar wären.

Unser Gehirn beim Träumen

Während des REM-Schlafs zeigen neurophysiologische Untersuchungen eine erhöhte Aktivität in Hirnregionen wie dem präfrontalen Kortex, dem limbischen System und dem visuellen Assoziationskortex. Diese Aktivität ist mit der Verarbeitung von Emotionen, der Speicherung und dem Abruf von Gedächtnisinhalten sowie der Generierung von sensorischen Repräsentationen verbunden, die oft in den bildhaften Traumerlebnissen reflektiert werden.

In jüngster Zeit haben Fortschritte in der Neurotechnologie es den Wissenschaftler:innen ermöglicht, tiefer in die Welt der Träume einzutauchen. Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren wie der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) können sie die Gehirnaktivität während des Träumens direkt untersuchen und Muster erkennen, die mit bestimmten Traumerlebnissen verbunden sind.

Auf neurochemischer Ebene werden Träume durch die Interaktion verschiedener Neurotransmittersysteme wie Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin reguliert. Ein Ungleichgewicht in diesen Systemen kann zu Veränderungen in der Traumqualität führen, wie sie beispielsweise bei der Einnahme von psychoaktiven Substanzen oder bei psychiatrischen Störungen wie Depressionen und Angstzuständen beobachtet werden.

Träumen: Lernen im Schlaf – und evolutionärer Vorteil?

Studien haben gezeigt, dass Träume eine wichtige Rolle beim Lernen und der Problemlösung spielen können. Indem unser Gehirn während des Schlafs Informationen verarbeitet und neue Verknüpfungen herstellt, können wir uns besser auf bevorstehende Herausforderungen vorbereiten und kreative Lösungsansätze entwickeln.

Die wissenschaftliche Erforschung des Träumens wirft jedoch auch viele Fragen auf. Zum Beispiel ist die Funktion von Albträumen immer noch Gegenstand intensiver Debatten. Einige Forscher glauben, dass sie eine adaptive Rolle bei der Bewältigung von Bedrohungen spielen, während andere sie als unerwünschte Nebenwirkung des REM-Schlafs betrachten.

Träume könnten aber auch eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung emotional belastender Erfahrungen haben. Darüber hinaus wird spekuliert, dass sie einen evolutionären Vorteil bieten könnten, indem sie zukünftige Szenarien simulieren und so zur Entwicklung von Problemlösungsstrategien und sozialem Lernen beitragen.

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